Anthropologist, social media guru, Icelandic nature and food enthusiast.
Woher kommen eigentlich die isländischen Namen? Was sind die häufigsten Namen in Island? Und wie funktionieren die Nachnamen? All das und noch viel mehr erfährst du in unserem Guide über isländische Namen!
ALLGEMEINES ÜBER NAMEN IN ISLAND
Zwar werden wir nicht gerade überhäuft mit Fragen zu isländischen Namen, wir finden aber trotzdem, dass es genug spannende Fakten dazu gibt, die dich interessieren könnten. Als Anthropologin, die sich für alles begeistern kann, was mit Menschen, Geschichte und sozialen Normen zu tun hat, hat mich dieses spezielle Thema schon immer brennend interessiert. Das liegt sicher auch daran, weil unser Namenssystem sich stark von dem anderer Länder unterscheidet. Wir haben keine Familiennamen, man kann sein Kind nicht einfach so nennen, wie man will, und bei einer Heirat ändert sich der eigene Nachname nicht.
Die ursprünglichen Namen in Island entsprachen denen nordischer Völker. Die ersten Siedler trugen Namen, die man noch heute bei uns findet, zum Beispiel Ingólfur (männlich), Björn (männlich), Audur (weiblich) und Hallveig (weiblich).
Nachdem die Siedler in Island sesshaft wurden, begannen sie neue Namen zu erfinden. Sie setzten bereits existierende Namen neu zusammen, nahmen sie auseinander oder ließen weitere Wörter in die Namen einfließen. So entstand zum Beispiel auch der Vorname Jökull, was übersetzt Gletscher bedeutet.
Mit dem Einzug des Christentums eroberten neue Namen wie Rakel (weiblich), Jósep (männlich), Marteinn (männlich) und Pétur (männlich) das Land. Diese Namen sind auch heute noch beliebt und aus der Liste gängiger isländischer Namen nicht wegzudenken.
Mit dem Einzug des Christentums eroberten neue Namen wie Rakel (weiblich), Jósep (männlich), Marteinn (männlich) und Pétur (männlich) das Land. Diese Namen sind auch heute noch beliebt und aus der Liste gängiger isländischer Namen nicht wegzudenken.
NAMENSEXOT UNTER DEN SKANDINAVISCHEN LÄNDERN
Da Island so abgelegen liegt, wurde es im Gegensatz zu anderen Ländern nur wenig von fremden Kulturen beeinflusst. Das Ergebnis: Das traditionelle Namenssystem als auch die isländische Sprache haben sich über die Jahrhunderte hinweg nur wenig verändert. Einige Namen, die die Siedler nach Island trugen und die hier größte Beliebtheit erfuhren, wurden in anderen skandinavischen Ländern überhaupt nicht genutzt.
Andere Namen, die sich zum Beispiel in Dänemark oder Schweden verbreitet haben, findet man in Island nur in abgewandelter Form. In den alten Aufzeichnungen werden viele Namen mit einem R am Ende geschrieben. Die Isländer nahmen diese Namen und fügten ein U vor das R, wohingegen der Rest Skandinaviens diese Endungen gänzlich wegließ. Ein Beispiel gefällig? Der alte Name Olafr heißt im Isländischen Ólafur, im Rest Skandinaviens schlicht Olaf.
Nun lass uns ins 18. Jahrhundert springen. Die Isländer begannen, mehr zu reisen und wurden dadurch immer mehr von anderen Nationen beeinflusst. Das wirkte sich natürlich auch auf die Namensgebung aus. Neue Namen, die zum Beispiel bei Königen beliebt waren, so wie Viktoria und Georg, tauchten auf.
Heute werden die Namen in Island vor allem durch Popkultur beeinflusst. Neue Namen schwappen durch Bücher, Magazine, Serien und berühmte Personen ins Land. Durch die Fernsehserie FRIENDS feierte der Name Emma seinen Höhepunkt. Diana war besonders populär, als Prinzessin Diana – oder auch Lady Di – die Herzen der Menschen eroberte.
Jetzt wissen wir schon einiges über die Vornamen, vor allen Dingen, was sie mit Wikingern und Superstars zu tun haben. Kommen wir zu den isländischen Nachnamen.
WIE FUNKTIONIERT DAS ISLÄNDISCHE NACHNAMENSYSTEM?
Am besten wir betrachten das Ganze an einem Beispiel.
Ein Mann und eine Frau heiraten. Der Mann heißt Egill Jónsson und die Frau Selma Traustadóttir. Wenn sie verheiratet sind, werden sich ihre Nachnamen nicht mehr ändern. Sie behalten beide Namen, so wie sie sind. Nun nehmen wir an, dass Egill und Selma einen Sohn bekommen. Sie nennen ihn Gunnar. Weil der Vorname seines Vaters Egill ist, lautet sein voller Name Gunnar Egilsson. Ein paar Jahre später bekommen sie eine Tochter. Sie nennen sie Helga, ihr Name ist dann Helga Egilsdóttir. Der Grund für die Änderung des Nachnamens ist ihr Geschlecht. Die Endung -son ist für Jungen und -dóttir für Mädchen.
Wenn sich das verwirrend anhört, lass uns einen Stammbaum aufstellen:
Hier folgen wir der Geschichte in die nächste Generation. Gunnar trifft Thóra Snorradóttir und sie heiraten. Wieder behalten beide ihre Namen. Schließlich bekommen sie ein kleines Mädchen. Sie wird Ragna genannt. Also, was sagt uns das System? Ragna ist die Tochter von Gunnar, also wird Ragna zu Gunnarsdóttir.
Um es also zusammenzufassen: Ja, Isländer haben Nachnamen, aber nein, sie sind nicht wie normale Familiennamen.
FUN FACTS ÜBER ISLÄNDISCHE NAMEN
Es gibt tatsächlich ein paar isländische Familien, die einen Familiennamen tragen, der allerdings nur väterlicherseits vererbt werden kann. Wenn ein Mann drei Töchter hat, kann keine von ihnen den Namen weitergeben und der Familienname endet dort. Das ist der Grund, warum diese Familiennamen so selten sind. Bis Mitte der 1920er Jahre konnte man sich für einen eigenen Familiennamen entscheiden, seitdem ist es verboten.
Isländische Namen müssen eine Bedeutung haben. Frag die Isländer nach der Bedeutung ihres Namens. Sie werden es wissen!
Einige der ältesten Namen, die Namen der isländischen Siedler, sind auch heute noch die beliebtesten.
Die Isländer glaubten, dass sie durch die Namensgebung den Verlauf eines Lebens verändern können. Wenn also ein männliches Kind krank war, nannten sie es oft Ófeigur, was übersetzt „derjenige, der nicht sterben kann“ bedeutet. Das sollte dem Kind beim Überleben helfen.
Einige der berühmtesten Vulkane Islands sind beliebte isländische Frauennamen, zum Beispiel Katla und Hekla.
Du kannst dein Kind auch nach berühmten isländischen Bergen benennen, zum Beispiel Esja und Ernir.
In Island gibt es ein Namenskomitee, das Namen, die noch nie vergeben wurden, annimmt oder ablehnt. Wenn das Komitee deinen Antrag ablehnt, darfst du dein Kind nicht so nennen.
Isländer haben 6 Monate Zeit, ihrem Kind einen Namen zu geben. Nach dieser Zeit wird man mit einer Geldstrafe belegt, wenn man keinen Namen anmeldet.
Ein isländischer Staatsbürger kann nicht den Nachnamen seines ausländischen Partners annehmen. Falls er dies bereits im Ausland getan hat, muss er wieder seinen Geburtsnamen annehmen, sobald er nach Island zurückkehrt.
Wenn ein Isländer und eine ausländische Person ein gemeinsames Kind haben, können sie dem Kind einen Namen aus dem Land des Nicht-Isländers geben, aber es muss auch einen isländischen Namen tragen.
BELIEBTE ISLÄNDISCHE FRAUENNAMEN
Guðrún
Anna
Kristín
Sigríður
Margrét
Helga
Sigrún
Ingibjörg
María
Jóhanna
Elín
Katrín
Hildur
Eva
Lilja
Ragnheiður
Ásta
Guðbjörg
Elísabet
Erla
BELIEBTE ISLÄNDISCHE MÄNNERNAMEN
Jón
Sigurður
Guðmundur
Gunnar
Ólafur
Einar
Kristján
Magnús
Stefán
Jóhann
Björn
Arnar
Árni
Bjarni
Helgi
Halldór
Pétur
Daníel
Kristinn
Ragnar
DAS ISLÄNDISCHE NAMENSGEBUNGSKOMITEE – FLUCH ODER SEGEN?
Tatsache ist, dass du dein Kind in Island nicht so nennen kannst, wie du möchtest. Wenn du dein Kind zum Beispiel Jennifer nennen willst – was in Island noch nie vorgekommen ist – musst du durch den Mannanafnanefnd – das Namensgebungskomitee – gehen, um die Zustimmung dafür zu bekommen. Das Komitee besteht aus Akademikern wie Anwälten und Gelehrten, die als geeignet erachtet werden, über diese Einzelfälle zu entscheiden. Grundlage dafür sind Gesetze aus dem Jahr 1996, die viele Menschen für überholt halten.
Die Gesetze besagen im Wesentlichen:
Der Name darf dem Benannten keinen Schaden oder Ärger zufügen.
Jungen müssen mit einem Jungennamen und Mädchen mit einem Mädchennamen benannt werden. Der Grund: Man sollte das Geschlecht einer Person an ihrem Namen erkennen können.
Der Name muss den isländischen Grammatikregeln und Abwandlungen folgen.
Namen wie Satan wurden wegen Grund 1 abgelehnt. Der Name Alex war für ein Mädchen unzulässig, da er als Jungenname gelistet wird (Grund 2). Namen wie Nanyore und Luai wurden wegen Grund 3 abgelehnt.
Anmerkung: Falls der Name bereits einmal verwendet wurde, darfst du den Namen problemlos für dein Kind verwenden, ohne dass sich das Komitee einmischen darf.
Die Existenz dieses Komitees wurde in letzter Zeit viel kritisiert. Einige argumentieren, dass wir das Komitee um unserer Sprache willen behalten sollten, andere wiederum meinen, dass das Komitee mit seinen Verweigerungen Menschenrechte verletzt. Egal welche Meinung du hast, es macht immer wieder Spaß zu sehen, welche Namen angenommen und abgelehnt werden!