Island ist berühmt für seine Gleichberechtigung und seine Parties. Das jährliche Gay Pride Festival verbindet und zelebriert beides und könnte kaum fantastischer sein. Hier finden Sie alles, was Sie über das Regenbogen-Island wissen sollten!
Gay Pride in Island oder eher Reykjavík Pride, wie es offiziell heute genannt wird, ist ein großes jährliches Event im nationalen Kalender. Hier werden Liebe, Vielfalt, Glück und Gleichberechtigung gefeiert und die Isländer nehmen es sehr ernst. Sollten Sie Island je während des zweiten August-Wochenendes besuchen, sollten Sie unbedingt die Gay Pride-Parade auf Ihre Reiseliste setzen!
Das erste Mal wurde Gay Pride im Jahr 1999 gefeiert, in dem ein queeres Wochenende stattfand. Ungefähr 1.500 Menschen nahmen damals an der Feier teil, im darauffolgenden Jahr zur ersten Parade waren es dann schon 15.000 Feiernde. Heute ist die Parade ein jährliches Event, das von vielen sehnlichst erwartet wird und eines der best-besuchtesten Festivals der Insel ist.
In einer so offenen Gesellschaft wie der Islands, sind “Coming Outs” viel häufiger und in einer so engen Community kennt schnell jeder jeden. Dadurch kennt fast jeder Isländer mindestens eine Person aus der queeren Community, was stark dabei hilft Vorurteile abzubauen und schließlich ganz verschwinden zu lassen.
Heute findet die Gay Pride-Parade zur Mittagszeit statt und beginnt am Hlemmur, um dann den Laugarvegur zur Arnarhóll hinunter zu führen, wo schließlich ein großes Konzert auf dem Platz stattfindet. Der perfekte Ort um die ganzen Acts beobachten zu können, die dem Ende der Parade folgen und entlang der Haupteinkaufsstraße Islands ablaufen, ist der Hang des Arnarshóll.
Man findet kaum Informationen über Homosexualität in Island, die weiter als bis ins zwanzigste Jahrhundert zurückreichen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht existierte. Sie wurde nur einfach nicht erwähnt.
Im Jahr 1924 wurde ein Mann wegen sexuellen Handlungen mit einem anderen Mann zu 8 Monaten Haft in einer Besserungsanstalt verurteilt. Diese Gesetze wurden im Jahr 1940 abgeschafft. Die Stonewall Proteste 1969 waren auch in Island der Funken, der den Kampf der queeren Isländer auslöste.
Der Mann, der als erster Isländer offen über seine Homosexualität sprach, war Hörður Torfason. Er war ein Schauspieler, Sänger und Liederschreiber, der zum Zeitpunkt seines Coming Out bereits öffentlich bekannt war. Dies war im Jahr 1975. Hörður soll zu dem Thema gesagt haben, dass er das Gefühl hatte, es müsse jemand den ersten Schritt machen und so sei er am 4. August 1975 mit dem Thema an die Öffentlichkeit gegangen, als ein Interview mit ihm in einem Magazin veröffentlicht wurde. Die isländische Gesellschaft war zu diesem Zeitpunkt noch sehr verspießt und das Wort für “schwul” bedeutete so viel wie pervers oder sexuell abartig.
Schwulsein war bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in Island eine Straftat und dieser Gedanke beeinflusste noch lange die Meinung vieler Leute.
Vor dem Interview war Hörður ein respektiertes Mitglied der Gesellschaft und ein beliebter Künstler. Nach seinem Coming Out endete dies jedoch abrupt. Er verlor nicht nur seinen Job, sondern auch sein Zuhause, fand keine neue Unterkunft und wurde sogar auf der Straße angegriffen, angespuckt und schwer beleidigt. Zu diesem Zeitpunkt war Hörður so niedergeschlagen, dass er sogar an Selbstmord dachte, jedoch schlussendlich nach Dänemark floh. Doch der Aktivist in ihm erwachte und er kehrte zurück, um eine Organisation zu gründen, die noch heute besteht und unter dem Namen Samtäkin ‘78 bekannt wurde.
Hörður hatte Schwierigkeiten, neue Mitglieder zu finden und Menschen dazu motivieren zu können, seiner Gruppe beizutreten. Doch er begann kreuz und quer durchs Land zu reisen, aufzutreten und die Leute dazu anzuhalten mit ihm über Homosexualität zu reden und offen Fragen zu stellen.
1996 – Homosexuelle Paare können sich legal registrieren lassen und zusammen leben.
2000 – Homosexuelle Paare dürfen gemeinsam adoptieren.
2008 – Die Isländer legalisieren die gleichgeschlechtliche Ehe.
Große Veränderungen traten unter der Premierministerin Jóhanna Sigurðardóttir ein, die im Jahr 2009 ihr Amt antrat und nicht nur die erste weibliche Premierministerin Islands, sondern auch die erste offen homosexuelle PremierministerIn der Welt war.
2010 – Personen können unabhängig vom Geschlecht heiraten und müssen dieses auch nicht im offiziellen Dokument präzisieren.
Heutzutage sind Vorurteile gegen Homosexuelle in Island zu 99,9% verschwunden, doch der Kampf anderer Minderheiten setzt sich in den Bereichen fort, in denen sie ihre Stimme noch immer nicht gehört sehen. Samtökin ‘78 hat diese Gruppen unter ihre Fittiche genommen und kämpft mit ihnen Seite an Seite.